Eröffnung und Vergabe – kunstraum pro arte

Jedes Haus im Tal von Hintersee

Auftaktveranstaltung der Schmiede20: Pferde/Horses:
Vernissage zu „ORTung 2018 bis 2020“ und
Verleihung des Salzburger Landesstipendiums für Medienkunst 2020  

Kerstin in front of Beate Ronacher’s installation: Sandsäcke

Opening Bilder/pictures (Gabriele Krisch)

Die Schmiede Hallein hat gemeinsam mit der Flachgauer Gemeinde Hintersee von 2018 bis 2020 das KünstlerInnen Symposium ORTung des Landes Salzburg betreut. Während dieser drei Jahre begleitete das Team der Schmiede eine Gruppe KünstlerInnen und ihre Arbeiten jährlich über drei intensive Wochen bei ihrer Arbeit. 

Zum Auftakt der Schmiede20: Pferde/Horses – die, wie Kerstin Klimmer, Projektmanagerin von Schmiede und ORTung in ihrer Einführung betonte, heuer leider unter strengen Auflagen stattfinden muss – und als Schlusspunkt der Initiative ORTung sind nun die in Hintersee entstandenen Arbeiten in Form einer Gesamtschau im kunstraum pro arte des Tennengauer Kulturkreises zu sehen. Gezeigt werden Video-, Audio- und Fotoarbeiten, Rauminterventionen und Performances von Boris Ceko & Maja Degirmendzic, Gertrud Fischbacher, Lukas Gwechenberger, Michael Hieslmair, Isidora Ilić & Boško Prostran, Jennifer Katanyoutanant, Bettina Landl, Tinka Legvart & Katharina Schaar,  Christiane Peschek, Maria Petschnig, Beate Ronacher, Marius Schebella, Birgit Schlieps, Michaela Schwentner, Vera Sebert und Tiana Wirth & Dominic Plainer.

 

Schmiede proudly presents: Salzburger Landesstipendium für Medienkunst 2020 für Katharina Aigners „* Women“

 

Katharina Aigner

Als ersten Programmpunkt des Abends überreicht Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn der Medienkünstlerin Katharina Aigner, die in Wien und Salzburg arbeitet und lebt, das Salzburger Landesstipendium für Medienkunst über € 10.000,00, mit dem sie ihr Konzept „* Women“ umsetzen wird. „Wir sind hier im Namen der Kunst unter schwierigen Bedingungen versammelt, weil dieses Stipendium eine Herzensangelegenheit ist. Damit wird einer KünstlerIn über eine Basisfinanzierung ein notwendiger Freiraum zum Arbeiten gegeben.“ betont Schellhorn die Bedeutung des Abends und des Stipendiums.

 

Jury-Vertreter Michael Manfé schließt mit einer launigen Rede über den Wahnsinn und das Höllische am Jurorendasein an: Viele tolle Projekte wandern über den Schreibtisch, werden mit den KollegInnen ausführlichst diskutiert – denn das ist des Jurors Pflicht. Das Projekt von Katharina Aigner hat die Jury, bestehend aus Christina Penetsdorfer, Marlies Pöschl und Michael Manfé „regelrecht geflasht“: Das Themenfeld „gleichgeschlechtliche Liebe und lesbische Frauen“ in Bezug zum NS-Lager Ravensbrück zu setzen überzeugte durch die große Inhaltstiefe. Die Begründung der Jury: „Ihr Interesse gilt den widerständigen Formen des Zusammenseins. Sie untersucht die Geschichte von lesbischen Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus am Beispiel des Konzentrationslagers Ravensbrück und leistet somit wichtige Erinnerungsarbeit. Dabei hinterfragt Aigner in ihrer Arbeit mit Archivmaterial die Grenzen des historischen Dokuments.“

 

Das Stipendium macht es der Preisträgerin Aigner nun möglich, in Archiven auf die Suche nach dem entsprechenden Material zu gehen, das in Form von Installation, Performance und Video aufbereitet werden soll.

 

Drei Jahre ORTung in Hintersee: Von Weiterdenkern und Andersmachern

Zur Eröffnung der Ausstellung ORTung 2018-2020 begrüßt Kerstin Klimmer den Bürgermeister von Hintersee, Paul Weissenbacher. Dessen anfängliche Skepsis den KünstlerInnen gegenüber, die zwischen 2018 und 2020 über drei Wochen in Hintersee lebten und arbeiteten, war rasch geschwunden: „Es hat uns gut getan. Unsere Reserviertheit wich bald der Neugier.“ Nicht nur er, die gesamte Bevölkerung von Hintersee war zunehmend von den „Weiterdenkern und Andersmachern“ angetan, weil sie sich mit der Bevölkerung auseinandersetzten, austauschten und sich ins Dorfleben integrierten – sei es indem sie z.B. umfangreiche Fotoarchive von Einheimischen als Ausgangsbasis für Projekte nahmen oder während des Schneechaos im Jahr 2019 als Aushilfsorganisten einsprangen, weil die Zufahrt zum Ort nicht möglich war. 

 

Jedes Symposium stand unter einem Jahresthema: Anlässlich des Gedenkjahres „200 Jahre Stille Nacht“ drehte sich 2018 alles um „Mohr und die Stille“. Joseph Mohr war wohl zu seinen Lebzeiten der bekannteste Artist in Residence in HIntersee. Damit wurde die Grundlage für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Artist in Residence sowie Regionale Kunst und Kulturproduktion gelegt. Der Wandel im Wintertourismus, der für Österreich ja hohe Bedeutung hat, gab der ORTung 2019 das Thema „Winter und Wandel in Hintersee“. Die KünstlerInnen beschäftigten sich mit der Rolle von Kunst und Kultur in Zeiten des Wandels. 2020 ging es schließlich darum, was „Erfolg“ in Kunst und Kulturproduktion bedeutet: Wie lassen sich persönliche Zielsetzungen gegenüber einem gemeinschaftlichen Prozess abwiegen? Wie verhält sich der Moment und die Gemeinschaft zur Zukunft? Das Ziel des Künstlersymposiums ORTung war laut Bürgermeister Weißenbacher vollinhaltlich erfüllt: „Die zeitgenössische Kunst hat den Weg nach Hintersee gefunden.“ 

 

Trotz der Auflagen – obligatorischer Mund-Nasen-Schutz und max. 50 vorangemeldete Personen gleichzeitig im kunstraum pro arte – war die Vernissage gut besucht. Von diesem kräftigen Lebenszeichen der Kulturszene war natürlich die Halleiner Kulturstadträtin Rosa Bock sehr angetan: „Wir hoffen alle auf Normalisierung und freuen uns schon auf 2021.“

 

Fräulein Flora’s ORTungs Docu 

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