Schmiede20: Werkschau

Hero Match development

Wo Ideen miteinander spielen …

Das war die Werkschau der Schmiede20: Pferde/Horses – anders aber nicht minder 

Medienkunst und -kultur in Form von Skulpturen, Rauminstallationen, Video- und Audio-Installationen, Performances & Konzerten, Lesungen, App und. Der Abschluss der Schmiede20: Pferde/Horses, wie immer mit einer Werkschau, die alles zeigte, was mit Kreativität und Witz in den letzten zehn Tagen technisch perfekt umgesetzt worden ist.

 

Trotz 2020 zählten wir knapp 100 TeilnehmerInnen und durften, unter Berücksichtigung aller Auflagen etc, eine vollwertige Schmiede erleben, unsere Ynsel in diesem Jahr. Danke. Hier ist ein Blick auf die Werkschau.

Alle Schmiede20 Werkschau Photos (by Renate Hausenblas)

Trotz der schwierigen Umstände und ohne öffentliches Publikum vor Ort, war es wieder ein Abend voller Erlebnisse für Augen, Ohren und Geist. „Wir haben uns schweren Herzens entschlossen, unsere Werkschau heuer nur intern abzuhalten. Unser Publikum hat die Möglichkeit, die Werkschau via Live-Stream mit zu verfolgen.“ so Rüdiger Wassibauer, künstlerischer Leiter der Schmiede Hallein. Die Schmiede schließt damit wieder für ein Jahr die Tore. Nun wird im virtuellen Netzwerk weitergearbeitet, bis es 2021 – hoffentlich unter einfacheren Rahmenbedingungen – wieder heißt: „Welcome to the Playground of Ideas“.

 

Die Schmiede Hallein lässt sich nicht unterkriegen

Das Jahr 2020 machte es nicht einfach: Die internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmer fielen wegen der Reisebeschränkungen fast völlig aus. Von rund 250 Anmeldungen waren 97 Smiths dann tatsächlich vor Ort, 60% Wiederkehrer, 40% neue Gesichter. Bereits im Vorfeld war ein Präventionskonzept ausgearbeitet worden. Das öffentliche Programm wurde komplett in die Alte Schmiede verlegt und ermöglichte so eine strikte Trennung zwischen TeilnehmerInnen und Publikum.

 

Noch im Frühjahr hatten Initiator Rüdiger Wassibauer und sein Team überlegt, ob die Schmiede Hallein überhaupt stattfinden kann. Man hat sich dafür entschlossen: „Das Jahr 2020 war speziell für die KünstlerInnen extrem hart, deshalb wollten wir ein jährliches Highlight nicht absagen.“ so Wassibauer. 

Was heuer neu war. KünstlerInnen konnten bis zu drei Wochen mit ihren Projektideen in der Saline und auf der Insel arbeiten. Dies wurde durch die schwierigen Reisebedingungen  ermöglicht. Einige nicht durchführbare Partnerprojekte wurden kurzer Hand in Arbeitsstipendien umgemünzt. Ausserdem wurde heuer auch erstmals Im Vorfeld des Schmiede-Produzentenfestivals die Alte Saline im Rahmen der Ynselzeit mit einem vielfältigen Kunst und Kultur bespielt. Wir boten eine Ynsel für gestrandete Produktionen. In jedem Fall war es für das Team ein permanentes „Fahren auf Sicht“, der Plan B wurde ständig mit weiterentwickelt. Genau deshalb versteht sich das von der Schmiede Hallein initiierte Programm durchaus auch als – gelungenes – Beispiel, wie unter den gegebenen schwierigen Bedingungen eine Kultur-Veranstaltung erfolgreich abgewickelt werden kann. Die Belohnung sind neue Formate die in Zukunft die Schmiede stärken werden. 

 

Pferde/Horses – eine Projektionsfläche

Was haben „Pferde/Horses“ mit der Schmiede zu tun? Schmiede-Initiator Rüdiger Wassibauer stammt aus einer Pferdefamilie  obwohl er selbst „wenig damit am Hut hat“. Aber das Thema drängte sich auf: Pferde Geschichten von Innovation, Führung, CoEvolution und Redundanz. Zusammengesetzt aus Fakten und Emotion, erspinnen Geschichten unsere wahrgenommene Welt. In der Zeit von Fake News wird klar: Fakten sind so kalt wie die Emotion heiss ist, darum koppeln wir oft das Kalte mit der Emotion. Außerdem demonstrieren Pferde und das Reiten sehr haptisch, dass es nicht um Macht geht, es geht auch nicht um Kontrolle, Kooperation und Balance ist anzustreben. Zu bedenken ist auch das plötzliche Verschwinden der faktischen Relevanz des Pferdes. Darum wählten für 2020 das Jahresthema “Pferde”, nicht wie sie aussehen, sondern ihre Essenz des Seins, um uns an ihnen indirekt abzuarbeiten. Was erzählen sie über uns? Welche Geschichte bzw Lehre legen sie uns auf den Tisch.  Anhand der Pferde als Sinnbild werden wir über Kunst, Innovation, Synergie, Kraft, Schönheit, Nutzen, die Zukunft und noch viel mehr Reflektieren und Arbeiten.

 

Projekte: Von Renn- und Schaukelpferden über Zelte und Rüstungen bis zu einem Karussell …

46 Projekte in höchster Qualität und mit erstaunlicher Bandbreite wurden im Rahmen der Werkschau vorgestellt. Ein Auszug:

 

Sarah Krainer – Emotional Research, „Protection & Social Distance“ – auf Basis der Corona Situation untersuchte die Fotografin, was Isolation und fehlende Berührungen mit TänzerInnen und PerformerInnen machen. Sie hat sich dafür eine Corona Sicherheitsbarriere aus Plastikfolie aufgebaut, die auch für die Bubble steht, in die uns Corona einschließt. In diese Installation lud sie Schmiede-TeilnehmerInnen ein, ihre Emotionen auszuleben und dokumentierte das Geschehen mit Polaroid und Fotografie.

 

Felicitas Grabner, Shiatsu- und TCM- Praktikerin baute an einem fünfeckigen Holzzelt, welches sie dem Element Wasser widmete. Unterstützt von Reinhold Aschbacher (Sound), Magda Typiak (Video) und Micha Elias Pichl-Kastner (Videomapping) entstand eine immersive Installation, in der Wasservariationen von Hallein erlebbar wurden und die zum Ausruhen einlud.

 

Melanie Mussegg und Georg Schütz, die sich während der Schmiede 2019 kennenlernten und inzwischen nicht nur künstlerisch ein Paar sind, ging es um Pferde, Kristalle und Zeit. Sie züchteten Kristalle aus unterschiedlichen Salzen, die sie in die Mähne eines Schaukelpferdes einarbeiteten. Das Wachstum dieser kristallinen Mähne wurde auf Video dokumentiert, der geschnittene Kurzfilm war während der Werkschau zu sehen.

 

In einem weiteren Projekt „Riding“ wird das Rennrad von Georg Schütz zum Rennpferd. Ausgestattet mit zwei Kameras, von denen eine live auf eine eigene Facebook-Seite streamt, die andere fängt einzigartige Fahrmomente ein. Die „Sportperformance“ versteht sich als Persiflage auf die Schnelllebigkeit von Instagram und anderen Bildformaten der Social Media.

 

Das adhocrates collective (Kathi Macheiner, Lilo & Mac Krebernik und die drei dramas), widmeten sich wieder dem Thema, Kinder- und Kreativarbeit unter einen Hut zu bringen. Der Ames Raum, der während der Schmiede19 entstanden war, wurde 2020 zum Magical Merry-Go-Round, einem Karussell mit Pferden umfunktioniert und mit magischen Lichteffekten ergänzt – ein Spielplatz der Illusionen für Jung und Alt.

 

Egon Sieghartsleitner und Eva Maria Schitter, zwei Schmiede-Erstlinge verbinden strukturiertes Herangehen mit kreativem Chaos. Gemeinsam mit Anna-Sophie von Agris, Jan Luis Gottwald und Labusi schufen sie „Golden horse“, eine Installation zum Thema Nachhaltigkeit. Am 25.9. war auch Weltklima-Tag. Gemeinsam gesammelter Müll wurde im Bauch des Pferdes in einen „Goldschatz“ gewandelt – das Trojanische Pferd unter umgekehrten Vorzeichen also.

 

Der italienische Architekt Stefano Mori zeigt seine Wasser/Licht Installation „Indoor Rain“, die im Rahmen der subnet Artist in Residency entstanden ist. Seit Beginn der Menschheitsgeschichte hat der Mensch sich Räume gebaut, um sich vor dem Wetter zu schützen. “Indoor Rain” prüft neue Möglichkeiten, um die Menschen wieder mit den unberechenbaren meteorologischen Veränderungen und der Natur zu verbinden.

 

Mascha Beuthel arbeitet und forscht mit interaktiven Textilien. Ihre Installation „The armor of a researcher” versteht sich als kritische Reflektion zu den allgemeinen Erwartungen an ForscherInnen, Emotionen möglichst zu unterdrücken um „professionell“ zu sein. Die – Teil für Teil demontierbare – Rüstung soll die ForscherIn, ihre Emotionalität und Arbeit schützen. 

 

Marius Schebella und Gertrud Fischbacher vom Textile & Sound Labor zeigten „Interferenz“. Die Textile Skulptur beschäftigt sich mit Tönen, die durch Verschiebungen zwischen den verschiedenen Schichten von textilem Material – in diesem Fall Baustellenvorhänge aus Kunststoff – entstehen. Die Arbeit mischt analog und digital und versteht sich experimentell – das Thema „Textil und Klang“ ist weitgehend medienkünstlerisches Neuland.

 

 

Stefanie Wuschitz und Doro Smit beschäftigten sich mit der ungleichen Geschlechterverteilung in der Maker-Gemeinschaft, die eigentlich männlich dominiert ist. Die Installation „the women who made it, …“ versteht sich als interaktives Porträt von weiblichen Geeks, Nerds, Künstlern und Hackern und basiert auf Interviews mit Schmiede TeilnehmerInnen. Die Betrachter sind eingeladen, die Geschwindigkeit der Räder und damit die Kombination der Projektionen zu steuern. Sie können dadurch neue Portraits für die Zukunft entstehen lassen.

      

Matthias Krauß‘ Installation „Dieses Schreiben ist ohne Unterschrift gültig“ stimmt melancholisch: Sie besteht aus einer elektrischen Schreibmaschine, einem Roboterarm und einem Gummifinger. Auf der Schreibmaschine entstehen fiktive Ablehnungsschreiben, basierend auf wahren Geschichten. Die Installation untersucht die Wirkung negativer Entscheidungen und Ablehnungen, die keine menschliche Urheberschaft zu haben scheinen, sondern aus reinem Formalismus entstanden sind.

feature pic: Hero Match – stage development by Christian Schratt
Schmiede21: WAR
22.SEP – 2.OKT